Mönchengladbach Das Institut darf trotz guter Bilanz für 2019 auf Geheiß der Bankenaufsicht die Aktionäre zunächst nicht am Ergebnis beteiligen — wegen Corona. Und die Hauptversammlung im Juni wird es nur virtuell geben.
Vorerst keine Dividende bei Gladbacher Bank
25.04.2020 | Rheinische Post
Die Gladbacher Bank hat seit ihrer Gründung im Jahr 1922 sicherlich schon Turbulenzen erlebt. Woran sich in dem Kreditinstitut aber niemand erinnern kann ist, dass die Bank ihren Aktionären einmal keine Dividende gezahlt hätte. In diesem Jahr ist es aber soweit, jedenfalls vorerst. Und das, obwohl 2019 eigentlich ein ausgezeichnetes Jahr für die Bank war. Jedenfalls stieg der Überschuss vor Steuern von 6,1 Millionen Euro in 2018 auf 9,8 Millionen Euro – geplant waren 7,2 Millionen Euro. Doch ihren Anteil daran erhalten die Aktionäre vorerst nicht.
Grund ist die Corona-Krise: Denn die europäische und die deutsche Bankenaufsicht erwarten von sämtlichen Kreditinstituten, dass sie bis mindestens Oktober dieses Jahres keine Dividende ausschütten. Grund ist der Erhalt der Eigenkapitalausstattung, die für die Kreditvergabe dringend erforderlich sei. Die ist allerdings bei der Gladbacher Bank schon ziemlich gut. Die Kernkapitalquote liegt bei 18,3 Prozent. Die Bundesbank verlangt 6,0 Prozent. Dennoch hat der genossenschaftliche Bankenverband seinen Mitgliedern empfohlen, sich an die Erwartungen der Bankenaufsichten zu halten – die Bankenaufsicht hat schließlich drastische Mittel, um aufsichtsrechtliche Maßnahmen zu ergreifen. „Das gefällt uns nicht, wir haben immer eine Dividende gezahlt“, sagt Vorstandssprecher Hans-Peter Ulepic. Geplant war aufgrund des guten Ergebnisses (nach Steuern 2,9 Millionen Euro), etwa 1,5 Millionen Euro an die Anteilseigner auszuschütten. Das bedeutet 15 Euro Dividende je Aktie, wie bereits im vergangenen Jahr.
Doch statt der Ausschüttung wollen Vorstand und Aufsichtsrat der Gladbacher Bank der Hauptversammlung nun vorschlagen, den Bilanzgewinn auf neue Rechnung vorzutragen. Das heißt: Die Mittel fließen nicht in die Rücklage der Bank, sondern könnten im letzten Quartal 2020 dann als Dividende ausgeschüttet werden – wenn die Aufsicht dann mitspielt. Die Aktionäre werden in diesen Tagen darüber informiert, nachdem der Aufsichtsrat dieses Vorgehen am Dienstag beschlossen hat. „Wir wollen mit dem Gewinnvortrag dokumentieren, dass wir die Dividende zahlen wollen“, sagt Ulepic. „Wenn wir die Möglichkeit dazu haben, dann werden wir eine außerordentliche Mitgliederversammlung einberufen und ihr diesen Vorschlag unterbreiten.“
Ulepic und Vorstandskollege Sven Witteck halten es für unwahrscheinlich, dass die Corona-Krise die Bilanz für 2020 so stark trifft, dass Verluste ausgeglichen werden müssten. Und selbst wenn, gäbe es dafür reichlich Liquiditätsreserven von mehreren Hundert Millionen Euro. „Wir gehen nicht von einem Verlust aus. Aber wir werden sicher auch nicht das Ergebnis aus dem Vorjahr erreichen“, glaubt Ulepic. Dabei gibt es bisher keine wesentlichen Ausfälle, auch keine Überziehungen. „Bisher ist alles unauffällig“, sagt Witteck.
Neben dem Beschluss zur Dividende wird in diesem Jahr aber noch etwas anders sein: Die Hauptversammlung, zu der traditionell im Juni mehrere Hundert der knapp 2000 Aktionäre zusammenkommen, wird es wegen der Corona-Pandemie am 10. Juni nur virtuell geben. Aktionäre sollen schriftlich abstimmen und die Versammlung mittels Ton- und Bildübertragung verfolgen können. Denn es gibt Wichtiges zu entscheiden: Der Vorsitzende Ludwig Quacken und sein Stellvertreter Karl-Heinz Moll stehen zur Wiederwahl.