Mönchengladbach · Die Gladbacher Bank ist 2023 in die Erfolgsspur zurückgekehrt und hat ein besonders gutes Ergebnis erzielt. Davon profitieren nun auch die Aktionäre. Dafür und für sein gesamtes Wirken als Vorstand der Bank wurde Hans-Peter Ulepic mit Ehrungen in den Ruhestand verabschiedet.
Ulepic hinterlässt eine glänzende Bilanz
13.06.2024 - Rheinische Post
Die Aktionärsversammlung einer Bank ist normalerweise nicht die Gelegenheit, bei der es auch einmal emotional zugeht. Wenn der Vorstandssprecher nach zwei Jahrzehnten im Amt aber zum letzten Mal den Anteilseignern des Geldinstituts, die gemeinhin als Familie der Bank gesehen werden, wenn also das Familienoberhaupt zum letzten Mal Worte an die Aktionäre richtet, dann kommt das schon einmal vor. Eine Versammlung wie die der Gladbacher Bank, bei der der scheidende Vorstandschef Hans-Peter Ulepic zum letzten Mal ans Rednerpult trat, ist eben etwas anders als bei den allermeisten anderen Instituten und Unternehmen, deren Papiere freigehandelt werden, während Aktien der Gladbacher Bank kaum zu haben sind und eigentlich nur vererbt werden.
Ulepic wurde nach seinem letzten Auftritt als Vorstandssprecher der Bank geehrt und gewürdigt. Vom Genossenschaftsverband, indem er von Vorstandsmitglied Katja Lewalter-Düssel die Goldene Ehrennadel vom Deutschen Genossenschafts- und Raiffeisenverband erhielt. Von seinem Aufsichtsratsvorsitzenden Ludwig Quacken, der betonte, dass die Verpflichtung Ulepics durch den damaligen Vorstand Heinz Gotzens vor mehr als 33 Jahren ein „Glücksgriff für unser Haus“ war: „Sie sind das Gesicht unserer Gladbacher Bank, ein unermüdlicher und kompetenter Kämpfer für den Erfolg unserer Bank“, sagte Quacken, was auch die Geschäftsentwicklungen der vergangenen 20 Jahre mit Ulepic als Vorstandssprecher zeigten.
INFO
Neue Personalie im Aufsichtsrat
Abschied Nicht nur Vorstand Hans-Peter Ulepic verabschiedet sich, auch Aufsichtsratsmitglied Roger Brandts scheidet nach neun Jahren aus und stellte sich nicht mehr zur Wahl.
Wahlen Neu gewählt wurde dafür Margarete Müller, ehemalige Präsidentin der Hauptverwaltung NRW der Deutschen Bundesbank, mit 99,9 Prozent der Stimmen. Peter Achten, Hauptgeschäftsführer des Handelsverbandes NRW, wurde mit 96,0 Prozent für weitere drei Jahre als Aufsichtsratsmitglied gewählt.
Und eine besonders leidenschaftliche Laudatio auf den angehenden Ruheständler hielt Aktionär Bernd Günther, Vorstand der Hamburger Getreide-Lagerhaus-AG, profunder Kenner der Finanzbranche und praktizierender Hanseat. Der Senior ließ sich zwischen einem Geschäftstermin und einer Augenoperation eigens nach Mönchengladbach fahren, erklomm an einer Gehstütze das Rednerpodium und verkündete mit Inbrunst: „Herr Ulepic, Sie haben 33 Jahre eine Super-Glanzleistung hingelegt. Diese Geschäftsbilanz ist goldgerändert. Und Sie überbieten das nur durch Ihr Understatement“, sagte Günther unter dem Applaus der Anteilseigner. „Ich möchte Sie ernsthaft bitten: Kommen Sie nach einer Ruhephase in den Aufsichtsrat.“
Die gepriesene Zurückhaltung hatte Ulepic zuvor in seinem letzten Geschäftsbericht zum Ausdruck gebracht. Er gehe mit etwas Wehmut, aber: „Unser Haus ist gut aufgestellt, das Geschäftsmodell funktioniert.“ Die Kürzung der Dividende im vergangenen Jahr wegen der schwierigen Marktumstände blieb eine Ausnahme. Denn die Ausschüttung pro Anteilsschein kehrt für 2023 wieder zurück auf den Wert von 15 Euro plus zwei Euro Bonus, also 17 Euro nach einer Dividende von zehn Euro im Jahr davor. Das liegt daran, dass die Bank vor Steuern im abgelaufenen Jahr einen Jahresüberschuss von 15,4 Millionen Euro erzielte, nach Steuern blieben demnach 12,7 Millionen Euro – so viel wie noch nie. 1,7 Millionen Euro werden an die Aktionäre für die genau 99.838 Aktien ausgeschüttet, deren Stückpreis nun bei 575 Euro liegt. Mit elf Millionen Euro aus dem Gewinn wurden die Reserven der Bank weiter gestärkt.
Ulepic führt dies in seinem Bericht darauf zurück, dass die Bank im operativen Geschäft ein deutlich besseres Ergebnis erzielt habe, nämlich um 6,4 Millionen Euro auf 9,4 Millionen Euro. Allein der Zinsüberschuss wuchs auf 13,6 Millionen Euro. Aber es habe auch einen Aufholeffekt gegeben. Denn die Verluste, die sich 2022 ergeben hatten, waren im Wesentlichen aus Abschreibungen auf Wertpapiere der Bank entstanden, die ausgeglichen werden mussten. Die waren aus Kursrückgängen entstanden durch die starken Zinserhöhungen durch die Europäische Zentralbank infolge des Ukraine-Krieges. Die Gladbacher Bank hatte sich anders als andere Institute zu dieser strengen Bewertung entschieden, was nun aber dazu führt, dass die Kurse sich erholen und die Verluste aufgeholt werden. Die getätigten Abschreibungen laufen zurück – und natürlich läuft bei den gestiegenen Zinsen auch das Geschäft der Bank besser.
Ein solches Ergebnis tut der Bank und den Aktionären nach dem vergangenen Jahr sichtbar gut. Und mit guten Zahlen im Hinterkopf herzt es sich einander zum Abschied umso besser.
(von Andreas Gruhn)